SOMMERMÄRCHEN-Sequel – Tag 5

Juni 18, 2024

Türkei – Georgien 3-1

Das Aufeinandertreffen zweier EU-Beitrittskandidaten. Ok, solange Tierfreund Recip sultaniert, will die Türkei nicht wirklich – und mindestens genauso lange, will auch niemand die Türkei. Bei Georgien ist es etwas komplizierter. Ein Grossteil des Volkes will, die aktuelle Regierung schleimt sich lieber bei Putin ein. Darum haben die gewieften Hellenen beim Entscheidungsspiel um das letzte EM-Ticket gegen Georgien ihre Elfmeter verschossen, um den Kaukasiern die erste Turnierteilnahme zu ermöglichen, in der Hoffnung auf mehr Europabegeisterung. Die türkischen «Fans» haben Heimspiel, sind deutlich in Überzahl und zeigen sich schon vor Anstoss von ihrer gewohnt tumben Seite, indem sie die georgische Nationalhymne niederpfeiffen. Auch in der Folge wird jeder georgische Ballkontakt von zehntausenden von Pfiffen begleitet. Erstaunlich. Sind doch weder das verhasste Deutsch- noch Griechenland der Gegener. Bloss Georgien. Vielleicht Verwechslung mit England? Wegen ählicher Flagge? Wer weiss. Weniger schäbig verhält sich das Team der Türken und spielt zu Beginn einfach beherzten Angriffsfussball. Einsnull. Der Sturm geht weiter und um Georgien wird einem Angst und Bange. Zweinull. Denkste. War Abseits. Das Spiel keht sich. Unfassbares geschieht. Georgische Konter. Hübsch vorgetragen. Einseins. Die Türken wirken geschockt. Sturm ebbt ab und immer wieder hübsche georgische Angriffe. Pause. Danach Türkei unbeholfen bemüht, Georgien mit den deutlich besseren Chancen. Dann kommt aus dem Nichts Arda Güler, 19 Jahre, bei Real, und haut ein Traumtor in den Giebel. Georgien steckt nicht auf und hat weiterhin die besseren Chancen. Tor fällt aber in letzter Minute auf Gegenseite. Der georgische Goalie geht zum Schluss bei jeder eigenen Ecke nach vorne. Ball prallt ab, Aktürkoglu läuft auf’s leere Tor zu. Dreieins. Gewinnerin des Spiels: Georgische Nationalmannschaft. Nach scheuem Beginn 70 Minuten fesselnde Spielfreude. Wer hätte das erwartet? Siegerin der Herzen.

 

Portugal – Tschechien 2-1

Vom aufregendsten zum langweiligsten Spiel. Portugal hat die deutlich spielstärkere Mannschaft, die Tschechen verlassen aber während der ersten Halbzeit ihre Spielhälfte nicht. Pause. Danach: das Gleiche. Einmal verlassen die Tschechen ihre Spielhälfte doch und schiessen ein Tor. Danach schiessen sie noch eins aber auf der falschen Seite. Einseins. Kurz vor Abpfiff wird Conceicao eingewechselt und macht gleich das, was seine Kollegen erfolglos 92 Minuten probiert haben. Zweieins. Gewinner des Spiels: Ronaldo. Schwach, unsichtbar, deplaziert, lahm, nutzlos. Und trotzdem geht er als Sieger vom Platz. Als Maskottchen wirkt er Wunder.