SOMMERMÄRCHEN-Sequel – Tag 30

Juli 13, 2024

PAUSE
 
Morgen ist Finale und das Märchen gegessen. Vielleicht kommt dann ja endlich der Sommer. Zumindest nach Mitteleuropa. Im Süden ist er schon längst, viel zu heftig und brennt alles nieder.
 
Gute EM? Tja, so und so. Die meisten Dahingereisten scheinen sich in Deutschland als Gäste gut behandelt und wohl gefühlt zu haben. Bier gab es ja genug. Organisatorisch gab es wohl einiges Chaos bei Stadioneinlass und Verkehr. Die DB darbt. Das ist aber ein alter Hut. Blöd nur, dass darum von den Teams, Kurzstrecken geflogen wurden. Dummheit und Nationalismus unter den Fans der Mannschaften war nicht ärger als sonst, nur offensichtlicher.
 
Die UEFA macht zweieinhalb Milliarden EURO Umsatz, die Kosten von 650 Millionen werden wie immer bei der heimischen Bevölkerung kleben bleiben. Die Behauptung, das Gastgeberland würde finanziell von solchen Turnieren profitieren, ist bekannter Humbug. Sagt sogar das ifo-Institut, das nicht gerade als linker Verdachtsfall gilt.
 
Es gab einige gute Spiele, die attraktivsten waren meist die mit Underdogbeteiligung. Mag sein, dass sich diese extrem Mühe gaben, da für sie schon die Turnierteilnahme den Höhepunkt des Sportlebens darstellen kann, mag aber auch sein, dass Lutz Pfannenstiel recht hat.
Pfannenstiel ist ein Original, war Goalie, Globetrotter, hatte den Spitznamen „Welttorhüter“, weil er als einziger Fussballprofi der Welt, für Vereine auf allen bewohnten Erdteilen gespielt hat, war TV-Experte und Scout und ist aktuell Sportdirektor bei St. Louis City.
 
Pfannenstiel meint, das System UEFA/FIFA krankt. Die nationalen Kalender sind übervoll, jedes Jahr werden die internationalen Vereinsturniere wie Champions League aufgestockt. Noch mehr Spiele. Jetzt gibt es auch noch eine Club-WM. Die EM wurde ebenfalls 2016 aufgestockt und es gibt schon Planspiele für 32 Teams. Die nächste WM hat 48 Teilnehmerländer. Das alles sei Irrsinn. Gerade die Topspieler mit der Teilnahme an mehreren Wettbewerben sind am Limit. Keine ernstzunehmenden Pausen. Zudem ist in Zeiten von social media der psychische Druck extrem gewachsen. Feuerwerk geht nicht. Für mehr als das nackte Ergebnis reicht die Kraft schlicht nicht. Es seien ja Menschen und keine Maschinen.
 
Hat er recht – und vieles spricht dafür – , sollten uns die Darbietungen von Frankreich und England, aber auch einigen anderen, nicht verwundern. Aber die kapitalistische Logik: Mehr, Grösser, Schneller und vor allem Einträglicher, ist uns ja wohl bekannt. Und wir tragen sie achselzuckend mit.
 
Die Alipayy-Katar-Lidl-Spiele gehen also morgen zu Ende. Und dann wissen wir auch, wer die EM 2024 gewonnen haben wird.